Eingabehilfen öffnen

Aktuelles    Galerie     Pressestimmen     Kontakt

   

   

Ohne Krankenversicherung: Die Angst vor dem Krankwerden in Deutschland

Details

Nicht krankenversichert in Deutschland? Seit 2009 ist die Krankenversicherung in unserem Land Pflicht. Und dennoch, es gibt Menschen ohne diese Sicherheit oder mit einer unzureichenden Absicherung. Das macht den Zugang zu medizinischer Versorgung für Betroffene oft schwierig.

Ein prominentes Beispiel für die Nicht-Versicherung ist der Schauspieler Heinz Hoenig, der durch seine schwere Erkrankung und die entsprechenden teuren Operationen auf Spendengelder angewiesen war.


Laut dem Mikrozensus 2023 waren rund 72.000 Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung und ohne ausreichenden Anspruch auf medizinische Versorgung. Das ist ein Anteil an der Gesamtbevölkerung von etwa 0,1 Prozent und ein Anstieg von rund 11.000 Personen im Vergleich zu 2021. Doch die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, sagte Sophie Pauligk, Vorstandsmitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft Anonyme Behandlungsscheine und Clearingstellen für Menschen ohne Krankenversicherung: "Wir gehen von einer halben bis zu einer Million Betroffenen aus. Und das wird von Menschen in der Forschung, die sich damit beschäftigen, auch ungefähr in dem Bereich eingeordnet.“


Häufige Ursachen für fehlende Krankenversicherung

Finanzielle Probleme:

  • Selbstständige können ihre Beiträge nicht mehr bezahlen, beispielsweise nach einer Insolvenz oder weil Kunden nicht zahlen.
  • Nach einem Arbeitsplatzverlust, wenn die Abmeldung bei der Arbeitsagentur fehlt, kann die gesetzliche Versicherung enden.
  • Beitragsschulden führen dazu, dass Leistungen ruhen oder man komplett aus der Versicherung fällt, falls dies vor der Einführung der Versicherungspflicht geschah

Rechtliche oder persönliche Situation:

  • Personen ohne gültigen Aufenthaltstitel sind oft nicht krankenversichert.
  • Obdachlose können aus den oben genannten Gründen keine Versicherung mehr haben.
  • Nach einem langen Auslandsaufenthalt muss man sich selbst wieder bei einer Krankenkasse anmelden.
  • Leiharbeitsfirmen bieten etwa ihren Arbeitern aus dem EU-Ausland nicht immer eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung an.

Systemische Gründe:

  • Wer vor der Einführung der allgemeinen Krankenversicherungspflicht (2009) aus der Versicherung gefallen ist, weil er die Beiträge nicht mehr zahlen konnte, ist möglicherweise weiterhin unversichert.Welche Folgen hat die fehlende Sicherheit?

 

Welche Folgen hat die fehlende Sicherheit?

Das größte Problem ist der fehlende Zugang zu einer adäquaten medizinischen Versorgung. Sei es bei wichtigen Vorsorgeuntersuchungen, bei der Zahngesundheit oder nach einem Unfall. Denn ohne Krankenversicherung gilt: ärztliche Versorgung gibt es nur im Notfall oder bei Schwangerschaften. Was als Notfall gilt, variiert je Einzelfall und muss privat bezahlt werden.

Ein weiteres Problem sind Beitragsschulden. Denn wenn eine Person die Abgaben nicht mehr zahlen kann, fallen zwar die Leistungen weg, doch die Schulden für die Beiträge laufen weiter und können sich über Jahre summieren. Das macht die Rückkehr in ein Versicherungsverhältnis für viele Menschen schwer.
Besonders dramatisch ist es, wenn Kinder nicht versichert sind. Denn, wenn die Eltern keine Krankenversicherung haben, leben die Kinder genauso ohne entsprechende Vorkehrung.

Daher gilt immer: schnell handeln! Wenn Sie in finanzielle Not geraten und Ihnen droht, dass Sie Ihre Beiträge nicht mehr zahlen können, suchen Sie sich Hilfe. Das gilt umso mehr, wenn Sie sich bereits in der Situation befinden und Ihr Versicherungsschutz ruht. Die Kontaktaufnahme mit der (letzten) Krankenkasse sollte dabei der erste Schritt sein – es gibt Möglichkeiten einer Wiederaufnahme und einer eventuellen Ratenzahlung bei bestehenden Schulden.


Wo gibt es Unterstützung?

Es gibt verschiedene Beratungsmöglichkeiten. Zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale oder der Stiftung Unabhängige Patientenberatung Deutschland. Auch die Sozialverbände bieten Beratungen für Mitglieder.

Medizinische Unterstützung für Menschen ohne Absicherung bieten zum Beispiel die Ärzte der Welt oder auch die Malteser. Es werden kostenfreie Sprechstunden und Behandlungen angeboten.


Weitere Infos und Hilfestellungen:

Zum Seitenanfang