Altersarmut betrifft in der Tat häufig Frauen, die Alterseinkünfte von Frauen liegen 27,1% niedriger als die von Männern, d.h. Frauen ab 65 Jahren beziehen Alterseinkünfte von rund 18700 Euro brutto im Jahr, Männer von rund 25600 Euro. (Quelle: Gender Pension Gap 2023, Pressemitteilung Nr. N016 vom 24.04.2024).
Die Gründe sind vielschichtig, wir benennen sie und erläutern, was wir dagegen tun könn(t)en in diesem Blogbeitrag.
Frauen sind von Armut im Alter häufiger betroffen als Männer.
Frauen haben im Jahr 2023 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 % weniger verdient als Männer. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, erhielten Frauen mit durchschnittlich 20,84 Euro einen um 4,46 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (25,30 Euro)
(Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/01/PD24_027_621.html)
Der aktuelle Sozialbericht 2024 mit dem Themen Schwerpunkt Armut der Landeshauptstadt Kiel zeigt ähnliche Differenzen auf.
Diese Zahlen zeigen, dass vor allem Rentnerinnen wenig Geld zur Verfügung haben.
Warum ist das so? Die Geschichte der Frauenrechte
Die Geschichte der Frauenrechte ist eine Geschichte des Kampfes und der stetigen Bemühungen um Gleichberechtigung. Trotz erheblicher Fortschritte herrschen weiterhin gesellschaftlich gewachsene Ungleichheiten, die das weibliche Geschlecht in unterschiedlichen Lebensphasen treffen.
Es ist schwer zu glauben, dass noch vor rund 65 Jahren Frauen in Westdeutschland oft gar nicht berufstätig sein durften. Damals lag die Entscheidung beim Ehemann, ob die Ehepartnerin arbeiten durfte oder nicht. Erst mit dem Gleichberechtigungsgesetz 1958 durften auch sie nach der Heirat ihr eigenes Geld verdienen und ihr Vermögen selbst verwalten. Diese Berufstätigkeit musste allerdings mit den „Pflichten“ als Hausfrau und mit der Familie vereinbar sein. Entsprechend waren die Aufgaben der Haushaltsführung und der Kindererziehung gesetzlich weiterhin dem weiblichen Geschlecht zugeordnet. So konnte in Deutschland die erste Frau erst 1962, also rund 13 nach Verabschiedung der Verfassung, ihr eigenes Bankkonto eröffnen.
Erst mit der Reform des Ehe- und Familienrechtes 1977 wurde die gesetzlich vorgeschriebene Aufgabenteilung in der Ehe aufgehoben und die Frauen durften ohne Erlaubnis des Ehemannes arbeiten gehen.
Doch Gesetzestext heißt nicht, dass die von Männern dominierte Gesellschaft das so lebt.
Auch heute ist es überwiegend die weibliche Gesellschaft, die von Altersarmut bedroht ist.
Trotz der Fortschritte in der Gleichstellung sind Frauen nach wie vor mit Herausforderungen konfrontiert, die sich negativ auf ihre finanzielle Sicherheit im Alter auswirken.
Heute sind so viele Frauen berufstätig wie nie. Aber sie verdienen durchschnittlich weniger, sie sind seltener in Führungspositionen vertreten und arbeiten öfter in Teilzeit-Beschäftigung. Frauen kümmern sich öfter um den Haushalt, die Kindererziehung und/oder die Pflege von Angehörigen. Sie nehmen Rücksicht auf die Familienplanung und die Vereinbarkeit von Job und Familie. Auch im Fall einer Scheidung sind es Mütter, die einen höheren Anteil der Kinderbetreuung übernehmen.
Bei der Familiengründung hat die Frau Mutterschutzzeiten und geht häufig ein Jahr oder länger in die Elternzeit. Diese Berufspausen wirken sich negativ auf die Karrierechancen aus. Wenn der Vater in der Zeit weiter regulär arbeiten geht, ist er vielleicht auf dem besten Weg Karriere zu machen. Dann ist es eine finanzielle Entscheidung, dass die Mutter nach der Elternzeit in Teilzeit arbeiten geht. Hinzukommt, dass Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen und Tätigkeiten im Schnitt 7% pro Stunde weniger verdienen als Männer.
Diese Unterbrechungen im Erwerbsleben, die Teilzeit-Jobs und die geringfügigen Arbeitsverhältnisse führen nicht nur zu einem geringeren Einkommen, sondern auch zu einer schwächeren Absicherung für das Alter.
Was können wir tun, um das zu ändern?
Um Altersarmut zu bekämpfen, ist es wichtig, das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen und individuelle sowie gesellschaftliche Maßnahmen zu ergreifen. Viele Menschen beschäftigen sich kaum mit ihren Alterseinkünften. Oft ist die Rente noch so weit weg, dass sie im Bewusstsein kaum eine Rolle spielt. Sich aber selbst mit der eigenen finanziellen Situation auseinandersetzen und die Finanzen in die Hand nehmen, ist ein wichtiger Aspekt. Eine gute Ausbildung, ein angemessenes Einkommen und frühzeitige private Vorsorge sind entscheidende Schritte, um die finanzielle Situation im Alter zu verbessern.
Letztlich ist die Bekämpfung von Altersarmut eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die das Engagement aller erfordert.
Weiterführende Informationen
Link zum Sozialbericht 2024 der Landeshauptstadt Kiel:
Sozialbericht 2024, LH Kiel
Sehenswert zum Thema ist die Dokumentation „Rente: Reiches Land - arme Frauen?“ aus der ard-Mediathek betrachtet das Thema Altersarmut aus Sicht von Frauen aus verschiedenen Generationen und ist kostenfrei erhältlich:
Rente: Reiches Land - arme Frauen