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Sind gesellschaftlich verankert und sollten sich gerne ändern:

Das unterschätzte Potential der reiferen Generation

Ja, das Alter. Es kommt auf uns zu. Der schleichende Alterungsprozess beginnt ab 25 Jahren und gehört zu unserem Leben.
In vielen Köpfen erscheinen Bilder, wenn wir an „Das Alter“ denken. Die Gedanken kreisen um Gebrechlichkeit, in sich zusammengefallene Menschen mit vielen Falten, es geht um die Angst vor Hilfebedürftigkeit, Krankheit, Siechtum und Tod.

Aber ist das wirklich so? Oder sieht die Realität ganz anders aus? Ab wann ist ein Mensch „alt“? Und welches Potential hat die Generation 60plus in unserer Gesellschaft?
Mit diesen Fragen wird sich dieser Blog-Beitrag beschäftigen.


„Das Alter“ - ein gesellschaftlich geprägtes Bild

Die Altersbilder, die häufig in unseren Köpfen präsent sind, die gibt es mit den unterschiedlichsten Ausprägungen. Aber sie bilden nur einen Bruchteil der älteren Generation ab. Denn erstens, wer sagt eigentlich, wann jemand tatsächlich alt ist? Ab Renteneintritt? Ist das der Zeitpunkt, ab dem jemand alt ist? Auch wenn die Person fit und gesund ist?

Das kalendarische Alter sagt tatsächlich nur sehr wenig über unseren körperlichen und geistigen Zustand aus. Es gibt Personen, die mit 70 aktiv sind und sich bester Gesundheit erfreuen. Genauso gibt es diejenigen, die durch Krankheiten und/oder schwierigen Lebensumständen mit 50 Jahren körperlich eingeschränkt sind. In der Realität ist das „in die Jahre kommen“ vielschichtig. Es ist genauso individuell wie jeder Mensch es ist. Es gibt nicht die Alten, sondern jede*r Senior*in ist in erster Linie eine Persönlichkeit mit ihren eigenen Interessen, Fähigkeiten und Bedürfnissen.


Altersstrukturen

Wir haben heute das Privileg immer älter zu werden. Zudem erreichen die „Babyboomer der Jahrgänge 1955 bis 1969“ das Renten- und Pensionsalter. Der stärkste Babyboom-Jahrgang 1964 wird bzw. wurde 2024 sechzig Jahre. Durch diese Verschiebung der Altersstrukturen in der Gesellschaft gibt es immer mehr Ruheständler*innen - Tendenz weiterhin steigend.

Die Altersruhe-Empfänger*innen werden häufig als wirtschaftliche Belastung beschrieben, die zunehmende Anzahl belastet die Rentenkasse und verursacht steigende Kosten im Gesundheitssystem aufgrund von Krankheit und Pflege.

Dies ist nicht von der Hand zu weisen, es existiert ein Ungleichgewicht von Jung & Alt, also von einzahlenden Arbeitenden und Empfänger*innen.
Doch werden die Kompetenzen und Ressourcen der älteren Generation gewürdigt?


Potentiale sehen und nutzen

Die betagteren Mitmenschen wirken in unserem Alltag unentgeltlich und unverzichtbar mit. Sie bringen sich maßgeblich in die sog. Care-Arbeit ein. Sie unterstützen bei der Betreuung ihrer Enkel*innen oder bei der Pflege von Angehörigen.

Es gibt viele Menschen im höheren Alter, die sich über eine Aufgabe freuen und ihren Beitrag leisten möchten. Viele ältere Bürger*innen übernehmen Verantwortung und gestalten unsere Umwelt mit, indem sie ein Ehrenamt ausüben. Das bürgerliche Engagement hat in Deutschland eine hohe gesellschaftliche Bedeutung. Viele soziale Bereiche funktionieren nur durch den Einsatz von Freiwilligen. Sie halten unsere Gesellschaft zusammen.

Und in Zeiten von Fachkräftemangel sind auch die Fachkompetenzen der reifen Generation von hoher Bedeutung. Die „Babyboomer“ scheiden nach und nach aus der Erwerbstätigkeit. Arbeitskraft und Fachwissen gehen verloren. Die Firmen müssen sehen, wie sie die Lücke füllen und welche Möglichkeiten es gibt, Arbeitnehmer*innen dafür zu begeistern länger im Beruf zu bleiben und nach Renteneintritt weiterhin ihre Fachkompetenzen mit einzubringen und sei es stundenweise. Eine Möglichkeit von der alle Beteiligten profitieren können. Einige Unternehmen investieren bereits in diese Chance, aber das Potential wird häufig nicht gesehen oder zu wenig genutzt.


Positive Altersbilder schaffen

In vielen anderen Ländern ist das Altersbild positiver in den Köpfen verankert. Hier haben die Potentiale der Senior*innen gesellschaftlich höheres Ansehen. Lebensweisheit, Wissen und Fachkompetenz werden geschätzt.  

Wenn wir es in Deutschland schaffen, lebensnahe und vielfältige Bilder von älteren Bürger*innen in die Öffentlichkeit zu vermitteln, stärkt dies das gegenseitige Verständnis und den Zusammenhalt der Generationen. Es begünstigt  das Selbstbild der Ruheständler*innen und sie werden ermutigt, sich selbst stärker in die Gesellschaft mit einzubringen.


Welche Möglichkeiten habe ich mich im Alter einzubringen?

Neben der Unterstützung in der familiären Umgebung  gibt es im Bereich des bürgerlichen Engagements zahlreiche Möglichkeiten sich einzubringen. In vielen Städten gibt es Anlaufstellen, die Ehrenamtliche vermitteln. In Kiel ist das zum Beispiel das nettekieler Ehrenamtsbüro (https://www.nette-kieler.de/).

Im Angebot sind konkrete Vermittlungsstellen für Fachkräfte im Ruhestand. Ganz nach dem Motto „Zukunft durch Erfahrung“ entsendet unter anderem der Senior Expert Service „Experts“ aus allen beruflichen Bereichen. Das können Einsätze für ein paar Wochen bis zu einem halben Jahr in Deutschland und im Ausland sein.

Hier werden die Rentner*innen mit ihrer Berufserfahrung und ihrem Know-How als Chance gesehen.  Es ist nur ein Beispiel, das zeigt, dass der demografische Wandel nicht nur ein Problem darstellt, sondern auch eine Chance ist und wir so viel von unseren „Alten“ lernen können.
Mehr Infos zum Senior Expert Service:
https://ses-bonn.de/home


Interessantes, weiterführendes Material:

Ageismus - Altersbilder und Altersdiskriminierung in Deutschland
Antidiskriminierungsstelle des Bundes:
https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/forschungsprojekte/DE/Studie_Ageismus_Altersdiskr_Dtl.html
 

Eine neue Kultur des Alterns - Altersbilder in der Gesellschaft
Erkenntnisse und Empfehlungen des sechsten Altenbericht
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
https://www.bmfsfj.de/resource/blob/93190/ff089c186580c4af583f9a5463c384bd/6-altenbericht-eine-neue-kultur-des-alterns-data.pdf

Dokumentation „Was macht Armut mit uns“:
https://www.zdf.de/dokumentation/terra-xplore/was-macht-armut-mit-uns-100.html

 

 

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